Bildungsbus Bobbimobil der katholischen Erwachsenenbildung machte auf dem Marktplatz Station – Plattform für Initiativen
Das Bobbimobil der katholischen Erwachsenenbildung ist im Land unterwegs, um mit Initiativen, Projekten und Impulsgebern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft. Die Initiatoren wollen Ideen und Anregungen sammeln, wie die Themen Ökologie, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von diesen vor Ort umgesetzt werden – und stellen diese via Homepage in einer Art Themenspeicher bereit.
Von Christine Schick
MURRHARDT. Cornelius Scheytt von den Royal Rangers geht die Sache für die Besucher rund ums Bobbimobil sportlich an und liefert so ein Bild dafür, welchen Beitrag die Pfadfinder in Zukunftsfragen leisten können. Er seilt sich vom obersten Stock des Naturparkzentrums an der Wand ab, lässt sich nach und nach bis auf den Boden herunter. Der Kommentar des Jugendbetreuers: Sicherheit ist oberstes Gebot, aber kurz vor dem ersten Absprung muss man sich auch überwinden. In der Fachsprache heißt das, die Komfortzone verlassen, um neue Erfahrungen zu machen und weiterzukommen. Neben den Rangers sind zahlreiche Initiativen und Gruppen aus Murrhardt gekommen, um die Chance zu nutzen, sich auf dem Marktplatz zu präsentieren und sich mit Projektleiter Dr. Emanuel Gebauer auszutauschen.
In einer Gesprächsrunde mit Bürgermeister Dr. Gerhard Strobel und den Gruppenvertretern wird deutlich, dass es um die ehrenamtliche Kultur in Murrhardt gut bestellt ist. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Koordinationsstelle für Bürgerschaftliches Engagement, die das Bobbimobil in die Stadt gelockt hat. Auch beim Thema Klimaschutz und erneuerbare Energien hat die Stadt einiges vorzuweisen. Bürgermeister Strobel erinnert daran, dass Murrhardt die erste Holzhackschnitzelanlage schon in den 90er-Jahren eingerichtet hat, und nun bereits die vierte in Planung sei. Mit den Bürgersolaranlagen wurde eine weitere Energiequelle angezapft, wobei noch die Windkraft bliebe.
Während Strobel als Naturparkvorsitzender den Konflikt zwischen einer großen Windkraftanlage (etwa 200 Meter) und dem Landschaftsschutz sowie dem Tourismus anspricht, sieht Dieter Schäfer von der Energiegenossenschaft Murrhardt (EGM) die Sache eher pragmatisch: Wenn im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ein größeres Windrad stände, könnte es von Vorteil sein, dass solche Anlagen auch anderenorts zu finden seien, was mit den Zielvorgaben der Landesregierung eigentlich auch angestrebt werde.
Ebenfalls angesprochen werden ganz praktische Probleme wie beispielsweise mögliche Interessenkonflikte zwischen der Stadt nach vertraglich längerfristig vereinbarten Holzlieferungen für die Hackschnitzelanlagen und Lieferanten, die ihren Preis eben nicht über eine längere Zeit hin festlegen wollen. Schäfer sieht hier in der Energiegenossenschaft eine gute Plattform, über Diskussionen und Verhandlungen einen Kompromiss und Lösungen vor Ort zu finden. Letztendlich hat Schäfer die Vision, über einen guten Umgang mit den Ressourcen und neuen Energiekonzepten auch zu einer gerechteren Welt zu kommen – ein Thema, das im Film „Die 4. Revolution“ von Carl A. Fechner gezeigt wird, der im Bildungsbus in Ausschnitten läuft. Die Verbindung zu sozialer Verantwortung und Verteilungsgerechtigkeit liegt auch Gebauer am Herzen. Denn die Projektidee des Bobbimobils basiert auf der Überlegung, dass Ökologie und Klimaschutz Themen der Zukunft sind, dabei aber auch die Verteilung von Ressourcen und die Chancen immer mitbedacht werden müssen. Bewusst wollte das Team um Gebauer vor Ort in die Kommunen gehen, wo die Probleme jenseits der großen Metropolen gelöst werden müssten – ob dies Mobilität im Alter oder Anbau von genmanipulierten Pflanzen betrifft, um nur zwei Themenkomplexe zu nennen.
Es sind viele Vereine, Gruppen und Initiativen zum Bobbimobil gekommen. Hinter der Abkürzung stehen übrigens die Leitgedanken „Begegnung – Orientierung – Beratung – Bildung“. Und wenn man kurz innehält und überlegt, finden sich dabei auch einige Initiativen, die den Brückenschlag von Umwelt und sozialer Verantwortung vollziehen: Der Weltladen in Murrhardt, der mit den verschiedenen Projekten die Menschen vor Ort in ärmeren Ländern und damit auch ökologisches Handeln unterstützt. Oder da wäre die PC-Lehrwerkstatt, in der Bürger lernen können, einen Computer aus noch brauchbaren Einzelteilen ausgedienter Exemplare zusammenzubauen. Das Angebot richtet sich dabei auch an Menschen, die sich vielleicht keinen nagelneuen PC leisten können. Auch der Tauschring oder das Begegnungscafé der Kirche vor Ort stehen in dieser Hinsicht nicht zurück und die Rangers, das Internetcafé für Senioren, das Juze, die Stadtkapelle und der Arbeitskreis Integration leisten einen wichtigen Beitrag für das soziale Leben und einen lebendigen Austausch. Und diesen lebendigen Austausch will das Bobbimobil ebenso hervorheben und unterstützen, der die Lösungsansätze für drängende Zukunftsfragen befördern soll.
Weitere Infos unter www.bobbimobil.de.